Asana 2020 Sarvangasana

Der Schulterstand – Zeit für Umkehr

Nach dem Asana 2019, Dvi pada pitham sind wir gut vorbereitet, einen Schritt weiter zu gehen. Es ist an der Zeit für eine der im Yoga so wichtigen „Umkehrhaltungen“. Umkehrhaltung bedeutet, der Kopf ist unterhalb des Beckens. So zählt auch die Schulterbrücke dazu, aber die „richtigen“ Umkehrhaltungen sind der Kopfstand, Sirsasana und der Schulterstand, Sarvangasana.

Vinyasa Krama
In meiner Tradition unterrichte ich Umkehrhaltungen nur mit viel Vorbereitung, Sirsasana nur im Einzelunterricht und Sarvangasana mit den sanfteren Varianten und langem Vinyasa Krama (Schrittweise Vorbereitung und Hinführung auf ein Thema), war dieses Jahr unser 8. Hauptasana im Kurs „Im Herzen sein. Meditation“ (Bedeutet, wenn man den ersten Kurs mit dazu nimmt, eine Hinführung über 20 + 14 Kursstunden).

Stundenbild 2020, Sarvangasana

Ausführung
Ausgangshaltung ist im Liegen.
Mit gesundem Rücken versuche mit gestreckten Beinen in die Haltung zu kommen, sonst ist es mit angewinkelten Beinen besser. Die Arme möglichst eng am Körper, die Hände stützen das Becken. Der Nacken ist lang gedehnt, Kinn zur Halsgrube, Blick zu den Zehen. Halte den Bauchbereich so locker wie möglich. Das Strecken der Beine steht erst an zweiter Stelle, zuvor ist die Aufrichtung im Brust- Rumpfbereich unabdingbar.
Fokus: Baubereich, Ausatem-betont.
Zur Hilfestellung eignen sich ein festes Tuch unter den Schultern, sodass der Nacken etwas freier bleibt, oder ein Stuhl, auf dem du die Beine ablegst, (siehe Foto), wenn deine Aufrichtekraft aus dem Rücken noch im Aufbau ist.
Varianten sind die Beine einfach im Liegen ausgestreckt nach oben zu bringen (Urdva Prasrita Padasana) und Viparita Karani, bei der das Becken weiter nach Vorne geschoben wird und auf diese Weise der Körper ein „V“ bildet. Auch hier wird der Nacken entlastet (siehe Bilder).
Kontraindikationen sind akuter Bluthochdruck, Augendruck und Probleme mit der Schilddrüse sowie HWS Probleme. Bei der Periode gut hinspüren, ob es passt.

Symbolik

„Der Hals gilt als Sitz des Eigenwillens. Diese Asana erscheint vielen deshalb so schwierig, weil damit auch ein Nachgeben, eine Beugung oder Unterwerfung des Willens verbunden ist.

Eine ungewöhnliche Position wie der Schulterstand wirkt wie eine Warnung, stets bereit zu sein für das Ungewöhnliche oder Außergewöhnliche, das sich zu anderen Zeiten in unserem Leben ereignet.“ „Man kann den Schulterstand nicht lange aufrechterhalten, Während sie also in eine andere Position zurückgehen, denken sie daran, daß das Leben Bewegung ist, daß nichts ewig dauert; und daß sowohl im Körper als auch im Geist ständig Veränderungen statt finden. Wenn sie sich also aus Salamba-Sarvangasana lösen, konzentrieren sie sich auf den Gedanken: „Welche Last kann ich ablegen? Welche Bürde geht mich nichts mehr an?“ Auf diese Weise werden sie leichter und unbeschwerter den Weg der eigenen Weiterentwicklung gehen.“ Swami Sivananda Radha

Aktualität
Die Symbolik ist so passend, was soll ich noch hinzufügen? Vielleicht das ich ja dieses Asana bereits Anfang des Jahres für diese Rubrik geplant hatte und es mir nun stimmiger denn je erscheint:
Dieses Jahr wurde uns wirklich gezeigt, dass das Leben Veränderung bedeutet, unsere Gewohnheiten wurden uns genommen, unser Leben teilweise auf den Kopf gestellt. Manches empfanden wir positiv (mehr Zeit für uns, die Natur erholt sich), manches als einschränkend (Ausgangs-Gebote, Maskenpflicht). Wie gehen wir nun unseren Weg weiter, während und nach dieser Krise? Was lassen wir hinter uns? Können wir etwas daraus lernen und uns weiterentwickeln? Ich hoffe es sehr.

Die „Kerze“ ist ein beliebtes Asana auch im Kinderyoga

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